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von glokal e.V.
Auf dem Landgut der Kupfer- und Messingswerken Eberswalde bereiteten sich in ab 1917 jüdische junge Menschen in landwirtschaftlichen und handwerklichen Fähigkeiten aus. In den sogenannten Hachschara (hebräisch für „Vorbereitung“) wollten sie sich auf ein Leben in Palästina vorbereiten. Sie waren Teil der zionistischen Bewegung, die in Palästina einen Ort schaffen wollte, in der Jüd*innen vor Diskriminierung, Gewalt und Verfolgung geschützt sind.
Um die Einwanderungspapiere von der damaligen britischen Mandatsverwaltung von Palästina zu bekommen, musste man praktische Fähigkeiten nachweisen. Die Ausbildung in praktischen Fähigkeiten der Hachschara kann aber auch als widerständige Reaktion auf den jahrhundertlangen Ausschluss von allen handwerklichen und landwirtschaftlichen Berufen gesehen werden. Seit dem Mittelalter waren Jüd:innen im deutschsprachigen Raum aus den handwerklichen Vereinigungen (Zünften) ausgeschlossen.
Die jungen Chaluzim (Pionier:innen) kamen von weither, um sich hier ausbilden zu lassen. Insgesamt gab es über 30 solcher Ausbildungsstätten in Deutschland. Eberswalde war eine der ersten. In Eberswalde wurde vermutlich die erste Hachschara geründet (Institut für neue soziale Plastik). Richtig groß wurde die Hachschara-Bewegung erst ab 1933, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Die antisemitische Politik der Nazis führte dazu, dass sich vermehrt junge Jüd*innen organisierten und ihre Auswanderung vorbereiteten. Doch 1941 beschlossen die Nazi die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung und verbot ihnen die Ausreise. Damit war es auch mit den Hachschara vorbei (Deutschlandfunk 2020). Doch durch die Ausbildung der Hachschara und die Auswanderung nach Palästina retteten sich tausende junger Jüd:innen das Leben.
In Palästina und im späteren Staat Israel gründeten die in den Hachschara ausgebildeten Menschen oft Kibbuzim. Diese Lebens- und Arbeitsgemeinschaften waren meist sozialistisch geprägt und getragen von der Vision von Gleichheit. Bis in die späten 1970er Jahre war die Gesellschaft Israels sozialistisch geprägt. Die Arbeiterpartei Awoda regierte seit der Staatsgründung 1948 bis 1977 fast durchgängig. Sie gehörte der Sozialistischen Internationalen an. Allerdings ist die Awoda heute „faktisch bedeutungslos“ (taz 2023).