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von Soojin Ryou von Punggyeong Weltkulturen e.V.
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Am 25. Februar 1992 wurde die 68-jährige Holocaustüberlebende Blanka Zmigrod im Kettenhofweg von dem Rechtsterroristen John Ausonius erschossen.
John Ausonius war aus Schweden eingereist, um sich dort polizeilicher Fahndung zu entziehen. Schon 1984 wurde er in Schweden für einen Angriff auf einen Geflüchteten zu 14 Monaten Haft verurteilt, aber nach etwa sieben Monaten wieder entlassen. Seit 1991 beging er zehn Anschläge auf rassifizierte Menschen. Sein fünftes Opfer, der Iraner Jimmy Ranjbar, überlebte den Angriff nicht. Weitere fünf Opfer überlebten nur durch reinen Zufall. Nach dem letzten Anschlag floh Ausonius nach Deutschland.
Das ultrarechte Strategiepapier „Field Manual“ der Blood&Honour-Bewegung feierte seine Taten als Beispiel für den „führerlosen Widerstand“.i Im gleichen Jahr begann auch die Mordserie der NSU. Es bestehen viele Parallelen zwischen seinen Verbrechen und denen des NSU wie Eigenfinanzierung durch Banküberfälle, Nutzung von Fahrrädern und Mietfahrzeugen, Identitätsfälschung sowie Auswahl von den Opfern und Angriffe durch Kopfschüsse. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) tat das Papier jedoch bis 2012 als “Privatmeinung” von Einzelpersonen ab. Erst im Zuge der Ermittlungen zum NSU schrieb das BfV, dass Ausonius dem NSU-Trio aus dem Field Manual bekannt sein könnte und evtl. als Vorbild gedient hatte. Diese Funktion von Ausonius ist typisch im breiten internationalen Netzwerk von Neonazis, die von Skandinavien bis nach Nordamerika reichen.
Blanka Zmigrod wurde einige Tage vor dem Mord von Ausonius beschuldigt, seinen Taschencomputer gestohlen zu haben, als sie ihm auf ihrer Arbeitsstelle, dem Restaurant Mövenpick, seinen Mantel abnahm. Nachdem er ihr Namensschild gelesen hatte, beleidigte er sie rassistisch.
Ob Blanka Zmigrod auch wegen jüdischer Hintergrund seine Zielscheibe wurde bleibt unklar, ist aber wahrscheinlich, denn ihre KZ-Häftlingsnummer stand deutlich sichtbar auf ihren Unterarm. Ausonius ist der einzige bisher bekannte Rechtsterrorist der Nachkriegsgeschichte Frankfurts, der eine Person jüdischen Glaubens ermordet hat. Die Staatsanwaltschaft nahm aber keinen Bezug auf diese Aspekte. Die Anklage gegen ihn lautete auf Mord aus Habgier, als er 2017, 25 Jahre nach Blankas Tod, nach Deutschland ausgeliefert und vor Gericht gestellt wurde.
Am 1. März 2018 benannte die Initative Blanka Zmigrod symbolisch den Kettenhofweg in Blanka-Zmigrod-Straße um. Anita Franke, Sprecherin der IBZ, sagte in ihrer Pressemitteilung: “Seit 25 Jahren schweigt die Frankfurter Politik zur Ermordung unserer Mitbürgerin Blanka Zmigrod. (…) Mit einem Gedenkort und der Straßenumbenennung wollen wir sicherstellen, dass Blanka Zmigrod nie vergessen wird!”
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Drucksache 18/12724 (14.06.2017): Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Martina Renner, Ulla Jelpke, Petra Pau und der Fraktion DIE LINKE. – Drucksache 18/12532 – Ermittlungen zum so genannten Lasermann als mögliche Blaupause für den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU).
LOTTA Magazin (25. 10. 2017): Der „Laserman“
Initiative Blanka Zmigrod (02.03.2018): Zur Umbennung des Kettenhofwegs in “Blanka-Zmigrod-Straße”
Initiative Blanka Zmigrod (01. 03. 2018): Pressemitteilung zur symbolischen Straßenumbennung vom 1. März 2018