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von glokal e.V.
In der Nacht zum 25. November 1990 wurde der angolanische Arbeiter Amadeu Antonio von mehreren Neonazis zusammengeschlagen. Wenige Tage später, am 6. Dezember 1990, starb er an den Folgen der Verletzungen.
Amadeu Antonio wurde 1962 im Quimbele/Angola geboren. 1987 kam er in die damalige DDR in der Hoffnung, Flugzeugtechnik zu studieren.
Wie viele Vertragsarbeiter:innen in der DDR wurde er allerdings anders eingesetzt als erwartet. Antonio musste im Schlacht- und Verarbeitungskombinat Eberswalde arbeiten. Die Vertragsarbeiter:innen lebten von der deutschen Mehrheitsbevölkerung getrennt in Heimen (siehe hierzu die digitale Tour zu Vertragsarbeit in Eberswalde von Palanca e.V.). Der Zutritt zu Freizeiteinrichtungen und Gaststätten wurde Vertragsarbeiter:innen oft verwehrt. Trotzdem lernte Amadeu Antonio seine deutsche Lebensgefährtin kennen, mit der er zu seinem Todeszeitpunkt ein Kind erwartete.
Am Abend des Mordes hatten sich mehrere Neonazis in Eberswalde versammelt. Die Polizei war über dieses Treffen schon Tage vorher informiert. Die Behörden haben gewusst, „dass es zu Angriffen kommen könnte“, so Sabine Seyb von ReachOut, einer Beratungsstelle für Opfer von Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus (Deutschlandfunk 2020).
Einige Jahre nach dem Mord verlässt die Mutter von Amadeus Kind, das seinen Namen trägt, Eberswalde: „ …die Anfeindungen ihm gegenüber, das macht ja ein neunjähriges Kind fertig“, (NDR 2000). Die Täter wurden aufgrund ihres jugendlichen Alters nur gering bestraft (Barnimer Kampagne gegen Rassismus 2023). Die afrikanischen Vertragsarbeiter:innen, die als Zeug:innen im Prozess aussagten, wurden bedroht und rassistisch beschimpft (Deutschlandfunk 2020).
Amadeu Antonio war eines der ersten anerkannten Todesopfer rassistischer Gewalt in Deutschland ab 1989. In dem Prozess der Wiedervereinigung und den Folgejahren kam es zu einem Anstieg rechtsextrem und rassistisch motivierter Gewalttaten gegen migrantisierte Menschen in West- und Ostdeutschland. Die Gewalt wurde begleitet von einer Diskussion über die Zusammengehörigkeit der beiden deutschen Staaten, darüber, wer zum Staatsvolk gehört und der Ausgrenzung von nicht-deutsch Gelesenen durch die weiße Mehrheitsbevölkerung. Dies manifiestierte sich u.a. in einer Verschärfung des Asylrechts und somit dem Abbau von Schutzmechanismen für politisch verfolgte Menschen aus der ganzen Welt.
Am Tatort an der Eberswalder Straße 24a wurde eine Gedenktafel angebracht. Die Barnimer Kampagne gegen Rassismus schreibt; „Erinnern als eine Stärkung im Kampf gegen Diskriminierung und Gewalt, ist wohl die beste Art, diejenigen zu ehren, die wegen Rassismus nicht mehr unter uns sind.“ Das Gedenken an die Ermordung von Amadeu António gestaltet seit 2007 als zivilgesellschaftliches Bündnis die Barnimer Kampagne „Light me Amadeu“.
1998 wurde eine Stiftung gegründet, die Amadeu Antonios Namen trägt und die sich seither engagiert im Kampf gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus.