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von Schüler:innengruppe Köln
„Für uns war der algerische Befreiungskampf das Thema überhaupt. Im Vergleich zu späteren Bewegungen war das natürlich klein und winzig. Aber für unsere Zeit war das wie nachher die Vietnam-Bewegung in den sechziger Jahren“ (Hoch die Internationale Solidarität, Köln 1986, S, 90). So formulierte es in der Rückschau ein damaliger Kölner Aktivist. In der Domstadt lag eines der Zentren der algerischen Solidaritätsarbeit in Westdeutschland. Hier wurde z.B. die Zeitschrift „Freies Algerien“ herausgebracht, von einem „Arbeitskreis freies Algerien“.
Seit 1954 kämpfte in Algerien die Nationale Befreiungsfront FNL gegen die französische Kolonialmacht. Die internationale Solidarität setzte nicht nur die französische Regierung unter Druck, die mit brutaler Kriegsführung und sogar der Einrichtung von Konzentrationslagern den Befreiungskampf niederschlagen wollte. Die „Internationalistas“ sammelten auch Geld und schafften Flugblätter und Informationsmaterial der FNL nach Frankreich.
Der Gymnasialschüler Kurt Holl erfuhr 1956, dass Vertreter der algerischen Befreiungsfront (FLN) in der Bonner Botschaft Tunesiens tätig waren, fuhr dorthin und kehrte mit zwei Koffern voll französischsprachiger Flugblättern und Aufklärungsschriften zurück. Bei einer Klassenfahrt nach Paris schmuggelte Kurt das Material der FNL über die streng kontrollierte Grenze nach Paris, was durchaus nicht ungefährlich war und ihn in Haft hätte bringen können. In einem autobiographischen Text berichtet er viel später: „Ich kam ungeschoren durch die Grenzkontrollen. Ziemlich nervös natürlich. Denn schließlich galten die FLN-Leute als Terroristen. Während unseres Besichtigungsprogramms gelang es mir immer wieder, in Museen, Kirchen und der Métro das Material auszulegen. In die Fürbittbücher in den Kirchen schrieb ich in großen Lettern: »Pour la paix en Algérie — vive FLN!«.
Ein wichtiger Beitrag zur Solidarität mit dem antikolonialen Kampf der Algerier*innen war die Rückführung von deutschen Mitgliedern der Fremdenlegion, von denen Zehntausende an der Seite der Franzosen kämpften. Über 4.000 wurde damals zur Flucht verholfen, die Desertionen verunsichern das kriegführende Frankreich erheblich. Enthüllungen desertierter Fremdenlegionäre über von ihnen durchgeführte Folter und Morde in Algerien sorgten in Deutschland für Aufmerksamkeit und förderten die Stimmung gegen diesen Krieg. Sogar die BILD-Zeitung berichtete 1958 kritisch darüber (Fritz Keller 2017: Ein Leben am Rande der Wahrscheinlichkeit, Wien, S. 56).
Das Studentenparlament der Universität Köln beschloss 1960 eine Geldsammlung zur Unterstützung von algerischer Studenten, die nach Westdeutschland geflohen waren.
Zum Weiterinformieren:
Interbrigadas e.V. (2022): Interview mit zwei damaligen Aktivisten aus Köln. Quelle: Youtube