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von Schüler:innengruppe Köln
Das Ende der Apartheid in Südafrika ist dreißig Jahre her. In Deutschland brach in jenen Jahren die DDR zusammen und wurde von der Bundesrepublik Deutschland übernommen, Rechtsradikale in Ost- wie in Westdeutschland griffen Flüchtlingsunterkünfte an und mordeten in Mölln, Rostock-Lichtenhagen, Solingen und anderswo unter dem Beifall vieler Bürgerinnen und Bürger.
Militanter Rassismus prägte in Deutschland die erste Hälfte der 1990er Jahre – in Südafrika wurden zur selben Zeit die rassistischen Gesetze abgeschafft, die der schwarzen Bevölkerungsmehrheit das Leben zur Hölle machten. 1994 entstand das neue Südafrika mit Nelson Mandela als Präsident.
Jahrzehntelang hatte der ANC, der African National Congress, dafür gekämpft – und wurde auf der ganzen Welt mit Solidaritätsaktionen unterstützt. So auch in Köln.
Am 6. Dezember 1987 bekam die Kölner Stadtsparkasse besonderen Besuch: Nikoläuse, mit Bart und rotem Mantel (Die Stadt, das Land, die Welt verändern. Köln, 2014, S. 226ff). Sie blockierten die Schalter und verteilten Flugblätter an die Kunden. Die sollten ihre Konten kündigen, denn die Sparkassen waren beteiligt an der Ausbeutung der Schwarzen im Apartheidregime.
300 deutsche Unternehmen machten bis in die neunziger Jahre hinein mit dem rassistischen RegimeGeschäfte, gewährten Darlehen oder ließen in ihren Tochterunternehmen wie Mercedes Benz South Africa produzieren. Deutsche Partner der Machthaber in Pretoria waren Bayer und Hoechst, Siemens, Bosch und AEG, Mannesmann, Krupp, Rheinmetall, MAN und MBB, BMW und VW, die Deutsche Bank, die Dresdner, die Commerzbank und die Landesbanken. „Deutsche Banken haben ganz klar den Apartheidstaat finanziert“ sagt Neville Gabriel, Sprecher der Kampagne Jubilee South Africa.
1913 hatte das mehrheitlich weiße südafrikanische Parlament beschlossen, 93 Prozent des Landes für die weiße Bevölkerung zu reservieren. Nur rund 7 Prozent der gesamten Fläche durfte die schwarze Bevölkerung bewohnen und bewirtschaften. Deshalb hatten nur wenige Schwarze Zugang zu Boden und zu Landwirtschaft, und waren gezwungen, sich als Wanderarbeiter unter ausbeuterischen Bedingungen in einer Mine oder Fabrik zu verdingen. Die weiße Bevölkerung, in deren Besitz die Betriebe waren, profitierte so doppelt vom Natives’ Land Act: durch Landrechte und billige Arbeitskräfte.
Am Nikolaustag 1987 zogen die Aktivisten des Kölner Südafrika-Komitees für ein paar Stunden Stacheldraht um den Eingang der Sparkasse im Zentrum der Stadt, am Neumarkt. Mit Stacheldraht pflegten die Weißen die sogenannten Townships, d.h. die für Schwarzen vorgesehenen Wohngebietein den großen Städten Südafrikas, zu umzäunen. Die Sparkassen haben sich nie für ihre Unterstützung der rassistischen Verbrechen entschuldigt.
Zum Weiterlesen:
Birgit Morgenrath (2002): Apartheid unter dem guten Stern. In: Der Freitag vom 06.12.2002