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Von Schüler:innengruppe Köln
Am 21.1. 1998 begann in der Kölner Innenstadt das Wanderkirchenasyl. Kurdische Flüchtlinge besetzten die dortige Antoniterkirche. Zwei Jahre lang wurden 500 kurdische Flüchtlinge, oft Familien, von Kirchengemeinden in ganz Nordrhein-Westfalen vor der Abschiebung geschützt. Die Kampagne „kein mensch ist illegal“ organisierte gemeinsam mit den Geflüchteten und den Gemeinden das Asyl und führte zahlreiche, oft spektakuläre Aktionen durch.
Eine von ihnen war eine Schifffahrt auf dem Rhein von Köln nach Düsseldorf. Am 24.04. 1998 legten über 200 Flüchtlinge und 100 Unterstützer*innen von einem Kai an der Kölner Rheinpromenade ab. Das Schiff war mit Transparenten geschmückt, Musikgruppen sorgten für zusätzliche Aufmerksamkeit. Es war ein Protest der „Illegalisierten“, der Menschen also, die durch die deutsche Asylgesetzgebung in die Illegalität abgedrängt wurden.
Sieben Kamerateams (unter anderem der kurdische Sender Med-TV) und zahlreiche Hörfunk- und Zeitungsjournalisten (auch türkische Reporter z.B. der Tageszeitung Cumhürriyet) begleiteten die Geflüchteten. Die Reporter erhielten eine ausführliche Pressemappe mit allen Dokumenten, die auch das Innenministerium in Düsseldorf überreicht bekommen sollte. „Wir tauchen auf!“ – unter diesem Motto zeigten die kurdischen Illegalisierten“ ihr Gesicht, ihren Namen und ihre Herkunftsorte in der Türkei.
In Düsseldorf sprachen die Teilnehmenden mit dem Innenminister und Vertretern der Landtagsfraktionen und trugen ihnen ihre Forderung nach einem kollektiven Bleiberecht vor.
Die Flucht von Kurdinnen und Kurden nach Deutschland war durch ihre Unterdrückung in der Türkei verursacht: vom Verbot, die eigene Muttersprache zu sprechen über das Verbot politischer und kultureller Betätigung als Kurd*innen bis hin zu zahllosen Verhaftungen, Folter und extralegalen staatlichen Mordaktionen reichten die Versuche der türkischen Regierung, die Kurden mundtot zu machen.
Das Wanderkirchenasyl endete nach mehr als zwei Jahren mit sogenannten Einzelfallprüfungen: fast alle, die an der Aktion teilgenommen hatten, konnten in Deutschland bleiben.
Zum Weiterlesen:
Ulli Schauen und Yildiz Deniz (1998): Kraftproben – Menschen im Wanderkirchenasyl. In: Vimeo
Andreas Spreck (1999): Ein Jahr Wanderkirchenasyl. In: Graswurzelrevolution
Kenan Engin (2020): 100 Jahre kurdische Einwanderung nach Deutschland. In: Miganzin