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von glokal e.V. in Kooperation mit Friedemann Gillert
Maria Mandessi Bell (1895-1990) lebte von 1912 bis 1914 in Eberswalde. Sie war aktiv in der lokalen Baptistengemeinde, die noch heute existiert.
Maria Mandessi stammte aus einer kamerunischen Adelsfamilie und war die Cousine von König Rudolf Duala Manga Bell, der den Widerstand gegen die deutsche Kolonialherrschaft anführte (Seine Biographie kann auf der Berliner Seite von Global Erinnern gelesen werden). Das Deutsche Reich hatte offiziell von 1885 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 Kolonien in Afrika und Asien.
Kurz vor ihrer Deutschlandreise 1911 verlobte sich Maria Mandessi mit Adolf Ngoso Din, der sich mit König Rudolf Duala Manga Bell gegen die Unterdrückung der deutschen Kolonialmacht einsetzte. Für ihren Widerstand wurden Rudolf Duala Manga Bell und Ngoso Din von der deutschen Kolonialverwaltung 1914 öffentlich hingerichtet. Maria Mandessi war zu diesem Zeitpunkt schon wieder in Kamerun. Sie fasste die dort erfahrene koloniale Gewalt wie folgt zusammen: „Da kam ich nun aus Deutschland zurück, fast selbst eine Deutsche, und die Deutschen töten auf diese Weise Mitglieder meiner Familie. Ich habe dann den anderen gesagt, dass die Leute in Deutschland nicht so grausam sind, wie sich die in den Kolonien zeigen. Dennoch hat mich dieses Ereignis von grundauf erschüttert und mein Verhältnis zu Deutschland verändert“ (Aitken und Rosenhaft: Black Germany: The Making and Unmaking of a Diaspora Community, 1884–1960: S. 189).
Maria Mandessi zog später – jetzt als Maria Diop — mit ihren Kindern nach Frankreich und später in den Senegal. Sie war aktiv in afrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen und befreundet mit dem Dichter Léopold Sédar Senghor, dem ersten Präsidenten des Senegals nach der Unabhägigkeit von Frankreich.
Sie war eine aktive Netzwerkerin in der antikolonialen Bewegung, besonders im Bezug auf Afrika und die Karibik. Als sie mit ihren Kindern Ende der 1930er bis 1960 in Paris im Quartier Latin in der Nähe der Sorbonne wohnte, hatte sie für die Mitstudent:innen ihrer Kinder stets ein offenes Haus. Sie lud sie zum Essen ein, musizierte und vernetzte, ohne sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, die zukünftige Elite dieser Länder.
Ihre Tochter Christiane heiratete Alioune Diop, der die einflussreiche afrikanische Kunst- und Kulturzeitschrift Presence Africaine herausgab. Ihr Sohn David Mandessi Diop war Schriftsteller und thematisierte in seinen Gedichten u.a. die Versklavung von Afrikaner:innen und die Kolonialisierung Afrikas. Er starb 1960 bei einem Flugzeugabsturz. Maria Mandessi verfasste eine Biographie ihres Sohnes.
Sie starb 1990 mit 95 Jahren in Dakar/Senegal.
Ihre Enkelin Suzanne Diop und Urenkelin Marie-Yandé Katti besuchten 2023 Eberswalde.
2018 wurde Maria Mandessi Bell von der Stadtverordnetenversammlung Eberswalde auf die Liste der möglichen Namen gesetzt, um Straßen mehr nach Frauen zu benennen.
Wir danken Friedemann Gillert von der Baptistengemeinde Eberswalde für die Mitarbeit an dem Text und die Bereitstellung der Fotographie.
Die Biografie, die Maria Mandessi über ihren Sohn David Léon Mandessi Diop schrieb, wurde ins Deutsche übersetzt und ist bestellbar bei Friedemann Gillert (gillert[ät]telta[punkt]de).