Am 9. Juni 2004 explodierte am helllichten Tag in der Keupstraße in Köln-Mülheim eine Nagelbombe. Die Keupstraße galt und gilt als eins der Kölner Einkaufs- und Wohnzentren für Menschen mit internationaler , meist mit türkischer oder kurdischer Geschichte.
Der Anschlag verletzte 22 Menschen, vier von ihnen schwer. Der Sachschaden betrug viele hunderttausend Euro. 2011 bekannte sich das rechtsterroristische Netzwerk „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) zu dieser Tat. Bis dahin ermittelten die Behörden ausschließlich gegen die zum Teil schwer Verletzten und Geschädigten der Bombe. Sie machten aus Opfern Täter. Die Medien und die Öffentlichkeit flankierten diese Handlungen mit der Diffamierung der Straße als von „kriminellen Ausländermilieus“ durchsetzt. Der rassistische Anschlag fand dadurch seine Fortsetzung in rassistischen Ermittlungen und Medienberichterstattungen.
Im Presseauszug der dpa hieß es am 07.08.2006: „Es gebe jedoch entgegen anders lautender Medienberichte vom Wochenende zur Zeit keine neuen Erkenntnisse, dass das Attentat mit einem Machtkampf rivalisierender Schutzgelderpresser zusammen hänge. Man habe aber ‚mögliche Verwicklungen in Bezug zu Schutzgeld‘ von Anfang an in die Ermittlungen einbezogen, so Wolf.“ [der Oberstaatsanwalt].
Der NSU verfolgte mit dem Kölner Nagelbombenanschlag das Ziel, möglichst viele, vermeintlich nicht-deutsche Menschen zu töten, zu verletzen und deren anliegende Geschäfte und Häuser zu zerstören.
In Köln arbeitet u.a. die Initiative „Keupstraße ist überall“ an der Aufklärung der Tat – und daran, wie ihre Aufdeckung durch Polizei und Behörden behindert und sogar vertuscht wurde.
Aus der antirassistischen Arbeit in Köln, den alternativen Recherchen und der Aufklärung der Tat durch das NSU-Tribunal ging die Initiative für ein Mahnmal zum Gedenken an die Opfer hervor. „Herkesin Meydani – Ein Platz für Alle!“ ist ein Erinnerungsort, der nach einem lange verweigerten Beschluss des Kölner Stadtrates nun tatsächlich in nächster Zeit am Anfang der Keupstraße realisiert wird.
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Bücher:
Aktionsbündnis ›NSU-Komplex auflösen‹ (Hg.), Tribunale – »NSU-Komplex auflösen«, 2021 (über: https://www.assoziation-a.de/buch/Tribunale_NSU).
Der NSU-VS-Komplex. Wo beginnt der Nationalsozialistische Untergrund – wo hört der Staat auf? 2013 (über: https://www.unrast-verlag.de/ebooks/der-nsu-vs-komplex-421-443-detail).
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Online-Quellen:
http://www.nsu-tribunal.de/wp-content/uploads/2017/10/NSU-Tribunal_Anklageschrift_DE_V3.pdf, Aufruf 1.3. 2022
http://keupstrasse-ist-ueberall.de/der-anschlag/, Aufruf 1.3. 2022
http://keupstrasse-ist-ueberall.de/wp-content/uploads/2014/03/WolfWetzel_NagelbombenanschlaginKoeln2004.pdf, Aufruf 1.3. 2022
http://www.nsu-tribunal.de/wp-content/uploads/2017/05/Tribunal_NSU-Komplex_aufloesen_Programm_web-1.pdf, Aufruf 1.3. 2022